Blütenwunder Staudenhibiskus

Erblickt man zum ersten Mal die gigantischen Blüten von Hibiscus moscheutos Hybriden, dann fühlt man sich wie ein Kind im Wundergarten: Traumhaft große Blüten in den Farben Weiß, Rosa bis Rot. Teils sind die XXL-Blüten geädert, teils mehrfarbig und beeindrucken durch ihre exotische Ausstrahlung nicht nur Gärtnerherzen.

 

Inhalt:

  • Hibiskus ist nicht gleich Hibiskus – ein wenig Botanik
  • Die Geschichte der Zucht. Wann begann die Zucht?
  • Schnelles Wachstum nach langer Winterruhe
  • So wächst der Staudenhibiskus
  • Nährstoffbedarf und Düngung
  • Beginn der Blütezeit
  • Die Wildarten / Vorkommen
  • Warum Staudenhibiskus und nicht Riesenhibiskus

 

Seit mehr als ein Jahrzehnt präsentieren wir auf vielen Pflanzen- und Gartenmärkten diese besondere Hibiskus-Art. Unser Wunsch war es, diese Stauden bekannter zu machen. Begeistert von den erstaunlichen Eigenschaften und überzeugt von der Winterhärte, erklären und beraten wir seit 2005 Interessierte.  Inzwischen ist die Fangemeinde groß und wir sind nicht mehr die einzigen Sammler und Anbieter, jedoch wohl die einzigen mit einer so großen Sortenvielfalt aus eigener Kultur. 


Hibiskus ist nicht gleich Hibiskus und warum die Namensgebung nicht immer treffend ist.

Die Gattung Hibiskus zählt zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae).

Zu dieser Gattung gehören viele unterschiedliche Arten. In unseren heimischen Gärten ist die strauchig wachsende Art Hibiscus syriacus besonders bekannt und sehr beliebt. Eine große Fangemeinde haben auch die vielen Zuchtformen des Hibiscus rosa sinensis (chinesischer Roseneibisch) mit ihren vielfarbigen, teils sehr großen Blüten sind sie in unseren Regionen sehr beliebte Zimmer- und Kübelpflanzen.

 

Die großblumigen Stauden aus den USA und die daraus entstandenen Hybriden waren bis vor Kurzem nur sehr selten in deutschen Gärten und Parkanlagen zu finden. Ein Grund für dieses Schattendasein mag die historisch gewachsene, frühere Bezeichnung „Sumpfeibisch“ (deutscher Artenname) gewesen sein. 

Der Name spielte auf die Herkunft der wilden Vorfahren aus nordamerikanischen Fluss- und Marschlandschaften an – doch kommt diese Art seltener in Sümpfen vor. Der deutsche Artenname führte immer wieder zu Irritationen bezüglich eines geeigneten Standorts im Garten [1]

 

Für viele Kunden war es zudem verwirrend, dass diese Art nicht wie der Strauch wieder aus dem Holz austreibt, sondern jedes Jahr erneut aus der Erde wachsen.  Dies war für uns Grund genug den weitaus treffenderen Namen ‚Staudenhibiskus‘ zu kreieren.

Die Bezeichnung Staudenhibiskus ist mittlerweile etabliert und bezeichnet gärtnerisch korrekt den krautigen Wuchs dieser mehrjährigen und ausdauernden Pflanzen. 

 


Die Geschichte der Zucht

Bereits im 18 Jahrhundert wurden Samen von Hibiscus Wildformen von der Firma John Bertram & Sohn* (Florida) in den USA und Europa angeboten. Mit ihren großen Blüten sorgten diese Stauden also schon früher für Aufsehen in Europa. Allerdings gerieten sie bald wieder in Vergessenheit, denn niemand beschäftigte sich mit der Kultivierung dieser Hibiskus-Art.

 

Das änderte sich in den 1940er Jahren. Der bekannte Botaniker Robert Darby aus Maryland, USA kreuzte die Wildformen und präsentierte 1950 seine erste Züchtung. Er taufte sie 'Lord Baltimore'. Die erste großblumige rote Sorte war entstanden.

Mit Hibiscus 'Lord Baltimore' wuchs die Begeisterung für diese Hibiskus-Art. Die Züchterszene wurde aufmerksam.

 

Im blütenverliebten Japan kreuzte die Firma Sakata Seeds Corporation die ursprünglichen Arten und brachte 1960 erfolgreiche Serien wie die 'Southern Belle' und 'Dixie Belle' (70er Jahre) weltweit in den Handel. Diese Sorten werden auch heute noch angeboten - man bekommt sie als Saatgut.

 

Als die wahren „Götter der Staudenhibiskus-Zucht“ muss man aber wohl die Fleming-Brüder aus Lincoln, Nebraska (USA) betiteln. Bob, Dave und James Fleming waren Gärtner aus Leidenschaft. Als Söhne der bekannten staatlichen Naturforscherin Ruth Bath erlangten sie schon früh Kenntnis über die heimische Flora und waren somit gut vorbereitet auf ihre erfolgreiche Züchterkarriere.

 

1947 gründeten die Drei die 'Fleming Flower Fields' in Nebraska. Die Brüder züchteten zunächst wertvolle Nelken-Sorten, reichblühende Ehrenpreis-Sorten und schafften auch die ersten winterharten, kompakten Lagerstroemia – die Kräuselmyrthen. Ziemlich zur selben Zeit starteten sie auch die Hibiskus-Zucht: Sie nahmen die Wildformen (H. moscheutos, H. laevis, H. coccineus), kreuzten und selektierten sie und kreuzten immer wieder auch die ursprünglichen mit ihren bereits gezüchteten Sorten. Ihre Erfolge waren spektakulär, denn sie schafften gesunde, reichblühende Sorten mit sehr guter Winterhärte. 

  

Ja, tatsächlich können diese Sorten in den Zonen 4-9 (USDA Winterhärtezone-Clausen 1989) gepflanzt werden. Das heißt, diese Stauden sind gar nicht zimperlich und kommen auch in Gebieten mit winterlichen Temperaturen bis -34° Grad Celsius zurecht.

 

 


Schnelles Wachstum nach langer Winterruhe.

Diese Hibiskus sind Stauden, krautige Pflanzen, deren oberirdischen Triebe über den Winter absterben. Die alten Stiele lässt man bis zum völligen Eintrocknen stehen, da in den grünen Stielen noch viele chemische Prozesse stattfinden. Erst wenn die alten Triebe/ Stiele trocken sind, kann man diese bis auf 2 - 3 cm abschneiden.

In der Ruheperiode (Winter) benötigen die Pflanzen keine Pflege. Staunässe in der Erde sollte im Winter in jedem Fall verhindert werden.

Der Staudenhibiskus ist ein Langschläfer und treibt in unseren Regionen als letzter aus dem Boden. Geduld ist gefragt, denn das Wachstum beginnt erst wenn der Boden/die Erde eine konstante Temperatur von wenigstens +12° Grad Celsius erreicht hat. Bei Erreichen dieser Bodenwärme dauert es i. d. Regel ca. 10 - 14 Tage bis er erwacht. Kommt es im Mai noch zu Frösten, dann beginnt das neue Wachstum durchaus später. Natürlich kann das Wachstum in wärmeren Regionen auch früher beginnen.

Ein weiterer Faktor für den Austrieb ist auch die Sorte selbst: Zum Beispiel treiben die Sorten 'Summer Storm' und 'Royal Gems' (meist) bis zu 14 Tage früher aus der Erde als z.B. die Sorte 'Perfect Storm'.

Hibicus coccineus 'Star of Texas' schläft in sehr kühlen Regionen teilweise bis Ende Juni, aber keine Sorge - mit guten, nähstoffreichen Böden und sommerlicher Wärme wächst auch er in erstaunlich kurzer Zeit in stattliche Höhe.

 

Übrigens: Auch innerhalb derselben Sorte können die einzelnen Pflanzen unterschiedlich aus ihrer Winterruhe erwachen. Wir betonen noch einmal „Geduld ist angesagt“ - lasst die Pflanzen ruhig ausschlafen. 


So wächst der Staudenhibiskus

Hat der Riesenblüher die ersten Stängel ausgetrieben, kann man ihm regelrecht beim Wachsen zusehen.

Je nach Sorte schafft er täglich mehrere Zentimeter.

Innerhalb einer Woche gewinnt z.B. Hibiskus coccineus 'Star of Texas' auch mal 30 - 50 cm an Höhe.

Während im ersten Lebensjahr oft nur ein bis zwei Stiele aus dem Boden wachsen, werden es in den weiteren Lebensjahren der Staude immer mehr Stiele, die aufrecht aus der Erde treiben.

Die Wuchsform ist dabei je nach Sorten unterschiedlich. Die niedrigeren Sorten bilden reichlich seitliche Triebe an den einzelnen basalen Stielen und haben daher oft eine rundliche Erscheinung. Einige Sorten bilden einen vasenförmigen Wuchs. Bei diesen wachsen viele basale Stiele dicht beieinander aus dem Erdreich und im oberen Bereich lockert sich dann der aufrechte Wuchs. Leicht säulenförmig entwickelt sich hingegen Hibiscus 'Old Yella': Er wächst nur langsam in die Breite, dafür schafft er (ebenso wie 'Fireball') jedes Jahr eine stattliche Höhe von bis zu 220 cm.

 


Nährstoffbedarf und Düngung

Schnelles Wachstum verbraucht Energie, also gebt den Stauden eine ordentliche Portion Dünger. Welchen ihr nehmt liegt bei Euch: Ob ausgewogener Langzeitdünger oder Naturdünger und Urgesteinsmehl. Wollt ihr die ganze Pracht dieser Staude sehen, muss die Erde nährstoffreich sein. Das bedeutet, dass sie ausreichend Stickstoff, Phosphat, Kalium sowie Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten sollte.

Der Staudenhibiskus hat in der Wachstumsperiode Appetit wie ein Hochleistungssportler und einen Wasserbedarf wie eine Hortensie!


Beginn der Blütezeit

Bereits im Juni werden die ersten Knospen angelegt. Ab dieser Zeit sollten Trockenstände vermieden werden. Damit die kleinen Knospen sich gut entwickeln können, ist regelmäßiges Wässern (besonders in Hitzeperioden!) sehr wichtig.

Die Blütezeit beginnt (wetterabhängig) in der Regel ab Mitte Juli. Die Hauptblütezeit ist von August bis Oktober.

 

Weitere Pflegetipps zum Thema Staudenhibiskus findet ihr unter FAQ – Fragen und Antworten auf unserer Homepage. 


Die Wildarten - Vorkommen

Die Wildarten findet man vorwiegend im Nordosten der USA bis über die Grenze nach Kanada (Ontario).

In Kanada steht Hibiscus moscheutos bereits auf der Liste der gefährdeten Arten und gilt als besonders schützenswert. Ursprünglich waren die einzelnen Populationen nur im Nordosten der USA bis nach Florida zu finden. Mit steigender Beliebtheit bei Hobbygärtnern und durch züchterische Tätigkeiten, ist der Staudenhibiskus in den USA inzwischen weit verbreitet. 

 

Hibiscus Art

Höhe

Blütenfarbe

Vorkommen – einige Gebiete

Hibiscus moscheutos L. -Bebänderter Sumpf-Roseneibisch

90-250 cm

weiß oder rosa mit rotem Zentrum

Feuchtgebiete* Nebraska, Ontario, Wisconsin, NH, MA, NM, Il, KS, 

Hibiscus palustris L. (R.T.Clausen) – gewöhnlicher Supf-Roseneibisch

150-210 cm

weiß oder rosa mit w. o. r. Zentrum

New York, Great Lakes, Michigan, IL, MA

Hibiscus coccineus - Scharlach-Hibiskus

90-300 cm

rot

Sümpfe und Bracksümpfe Virginia, Arkansas, Florida, LA

Hibiscus laevis syn. militaris - Halbartblatt Roseneibisch

90-150 cm

weiß oder blassrosa mit braunviolett bis rötl. violetten Zentrum

Flussufer, Sümpfe, Pennsylvania, Minnesota, IL, IN, OH

H. grandifloras – Samt-Hibiskus - auf Grund der geringen Winterhärte nicht in unserer Sammlung

300 cm

weiß oder blassrosa mit rotem Zentrum

Küsten-Flachssümpfe, LA, FL, GA 


*Was versteht man unter Feuchtgebiete? In Binnengebieten sind es Sümpfe, feuchte Wiesen, Sümpfe auch Waldgrenzen, in denen sich Wasser an oder knapp unter der Erdoberfläche befindet. Oftmals fallen diese Gebiete während des Jahres trocken, zumindest erscheint es oberflächlich so. Der Grundwasserspiegel ist aber für viele Pflanzen dennoch erreichbar. Küsten-Feuchtgebiete liegen direkt an oder in der Nähe zum Meer. Dazu gehören Strände, Salzwiesen, Dünen, Küstenufer und Flussmündungsgebiete. 


Warum Staudenhibiskus und nicht Riesenhibiskus?

Die Bezeichnung Riesenhibiskus wird zwar oft benutzt, allerdings sagt sie nichts zu der Art des Hibiskus aus. Bei den Hibiskus -Arten gibt es aber viele großblumige und somit werden nicht nur die winterharten Staudenhibiskus, sondern auch die tropischen, nicht winterharten Arten als Riesenhibiskus angepriesen.



[1]. Beatrice Bartels-Vogt: Die Blütenriesen aus den USA ,Stauden-Hibiskus (Textausschnitt), erstmals veröffentlicht 07/2018 Gartenpraxis-Eugen Ulmer Verlag

 

* John Bertram (1699-1777) war autodidaktischer Botaniker und hat über vier Jahrzehnte Pflanzen aus seiner amerikanischen Heimat bestimmt und Saatgut gesammelt. In dieser Zeit entstand auch ein Katalog, ein reges Pflanzengeschäft zwischen Europa und Amerika entstand. Drei Generationen lang wurde Pflanzenhandel betrieben und so kamen in Laufe der Zeit über 2000 Pflanzenarten nach Europa.